Seit mehr als 25 Jahren stehen zur Behandlung von Knorpelschäden Hyaluronsäurepräparate zur Verfügung. Die Hyaluronsäure ist ein langkettiges Molekül. Zerreibt man einen Tropfen eines Hyaluronsäurepräparates zwischen den Fingern, fühlt sich das in etwa wie zähflüssiges Getriebeöl an. Die Hyaluronsäure erfüllt im Körper tatsächlich auch in etwa die Funktion von Getriebeöl. Die Gelenkflüssigkeit besteht zu etwa 80% aus Hyaluronsäure und hat unter anderem die Aufgabe den Reibungswiderstand zwischen den Gelenkpartnern zu reduzieren.
Bei einem Knorpelschaden sind die Zellen im Gelenk mit ihren Aufgaben überfordert. Sie schaffen es nicht mehr ausreichend Knorpelgrundsubstanz, ein bindegewebiges Gerüst für diese Knorpelgrundsubstanz und die Gelenkflüssigkeit zu produzieren.
Führt man nun von außen Hyaluronsäure zu, werden die Zellen quasi von dieser Aufgabe entlastet und sie können die verbleibende Energie auf andere Aufgaben verwenden.
Dies führt neben dem unmittelbaren Schmiereffekt der eingebrachten Hyaluronsäure zu einer Beruhigung der Situation in dem betroffenen Gelenk.
Es gibt eine ganze Reihe von Hyaluronsäurepräparaten. Mit Ausnahme eines einzigen Präparates, welches von keinem mir bekannten Orthopäden verwendet wird und das aus Hahnenkämmen extrahiert wird, wird die Hyaluronsäure heutzutage in biotechnologischen Anlagen von entsprechend veränderten Pilzkulturen produziert und in einem aufwändigen Filterungsprozess „geerntet“. Die Länge (und damit das Gewicht) der produzierten Hyaluronsäuremoleküle ist sehr unterschiedlich.
Die Qualität der Hyaluronsäurepräparate hängt also ab von einer möglichst präzisen Filterung bei gleichzeitigem Erhalt der wichtigen langkettigen Hyaluronsäuremoleküle. Die meisten Hyaluronsäurepräparate enthalten eine Mischung von mehr oder weniger langkettigen Hyaluronsäuremolekülen, wobei sich die Kettenlänge der enthaltenen Moleküle teilweise um den Faktor fünf unterscheidet.
2010 erfolgte die Veröffentlichung einer Studie mit einem Präparat, das aus der Mischung von ziemlich gutdefinierten kurzzeitigen und ziemlich gutdefinierten langkettigen Hyaluronsäuremolekülen bestand. Aus dieser Studie ist ein Präparat (RenehaVis) hervorgegangen, welches in unserer Praxis ganz überwiegend eingesetzt wird, wenn eine Hyaluronsäurebehandlung indiziert ist.
Nach nunmehr seit 2015 mehreren hundert durchgeführten eigenen Behandlungen bin ich zu der Überzeugung gekommen, dass dieses Präparat aktuell die nachhaltigsten Ergebnisse erbringt, auch wenn der Wirkungseintritt gegenüber anderen Hyaluronsäurepräparaten nach meiner Wahrnehmung eher später erfolgt.
Möglicherweise ist die erst im Gelenk erfolgende Vernetzung von kurzen und langen Molekülen vergleichbar mit der besseren Verdichtbarkeit von Mineralbeton gegenüber Sand oder Geröll.